Aschermittwoch: Frühling für die Seele

„Gedenke, o Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst!“ Wenn der Blumenschmuck aus der Kirche verschwindet, das feierliche Gloria der Orgel verstummt und die Gläubigen in tiefer Zufriedenheit und frohen Herzens aus der Hl. Messe kommen, sind das die Anzeichen, dass die Fastenzeit begonnen hat. Halt! Ist diese Szene etwa aus einem schlechten Film? Herzensfreude und Fastenzeit? Das widerspricht doch …

… unseren Erfahrungen, die wir mit den 40 Tagen vor dem Heiligen Osterfest verbinden? 

Liebe Pfarrgemeinde,

die Ordensregel des hl. Benedikt knüpft an das Leben der Urchristen und sieht vor, dass jeder in der Fastenzeit „etwas über das ihm bestimmte Maß hinaus in der Freude des Heiligen Geistes“ aufopfere. Was ist das für eine Freude, die der hl. Benedikt im Verzicht und der Abtötung sieht? Diese geistige Freude fließt aus der Erfahrung, dass wir in diesen Tagen von Gott etwas für unser Leben erbeten können, auf das schnell vergessen wird: eine Kraft und eine Zufriedenheit, die uns sonst ein reichhaltiges Essen und ein voller Bauch schenkt, die Gaumenfreude der schnellen Süßigkeit zwischendurch oder die anderen zahlreichen Kleinigkeiten, an die wir uns unbewusst gewöhnt haben, die aber doch nicht wirklich notwendig sind. 

Das Ziel des Fastenopfers besteht darin, unsere Abhängigkeit vom Spender aller Gaben, von Gott, bewusst ins Leben zu rufen. Dabei ist Abhängigkeit nicht gerade das, was wir besonders gerne fühlen. Das kann durchaus bedeuten, dass man feststellt, wie sehr Lebensmittel zur Lebens-Mitte geworden sind. Die Freude des Fastens kommt auch aus der Erkenntnis und der Überwindung unserer Schwäche, weil sich sonst übereilige Fastenvorsätze ohne das Gebet schnell in Luft und Staub auflösen: Gedenke, o Mensch, dass Du Staub bist! Aber gerade diesen Staub will Gott aus der Niedrigkeit und Schwäche erheben und mit Seinen göttlichen Gaben erfüllen.

Eine junge englische Benediktinerin fragte einmal, ob es denn ein Zufall sei, dass das englische Wort für Fastenzeit „Lent“ so eng mit unserem „Lenz“, dem poetischer Ausdruck für den Frühling, verwandt ist. Die Fastenzeit soll einen Frühling der Seele vorbereiten, sodass wir am Ostermorgen neu aufblühen und mit der ganzen erlösten Schöpfung dem auferstandenen Herrn zujubeln: „Zum Altare Gottes will ich treten. Zu Gott, der mich erfreut von Jugend auf.“ (Ps 43,4)